//tell what artikel needs a video
 
 

Zustand der Wasserläufe im Öldorf Wietze (1901)

Im Oktober 1901, zwei Jahre nach Beginn des "Erdölbooms", beschreibt der Königliche Kreisarzt nach einer Ortsbesichtigung die Lebensbedingungen im Ort Wietze und schildert dabei auch den Zustand der öffentlichen Wasserläufe:

...Die Wietze durchfließt das Dorf, die Aller fließt etwa 1 Kilom. davon entfernt. Die Wietze zeigt sich schon bei oberflächlicher Besichtigung stark durch Erdölbeimengungen verunreinigt. Allerwärts schwimmen auf dem Wasser schwärzliche, opalisierende Ölflecken. Doch soll eine Abnahme des Fischreichthums, der allerdings stets unbedeutend war, nicht beobachtet worden sein. Im Dorf befinden sich die alten „Theerlöcher“, die jetzt fast kein Erdöl mehr liefern, aber zum Theil, da sie alle Abwässer der Umgebung aufnehmen, arg verschmutzt sind. Eines dieser Löcher, gegenüber der einzigen, sehr stark frequentirten Gastwirthschaft belegen und jetzt in Besitz einer holländischen Bohrgesellschaft, nimmt von dem umgebenden Bohrterrain einen großen Theil allerhand unreiner Abwässer auf. Von den Angestellten der Gesellschaft wurde Reinigung des arg verschmutzten, mit Entengrütze bedeckten Teiches oder eventuell auch Zuschüttung desselben in Aussicht gestellt...

 

Zu gewissen Verunreinigungen der Wietze kam es im Laufe der Zeit immer wieder, auch wenn Gegenmaßnahmen, wie etwa die Anlage eines uferparallelen Damms, getroffen wurden. So heißt es in einem Bericht im Landesarchiv aus dem Jahre 1910:

 

Bei der heutigen Begehung der Wietze wurde festgestellt, daß der Fluss zwar in seinem Oberlauf bis zu den Schöpfbetrieben – etwa 500 m unterhalb der Schafbrücke – völlig rein war, daß aber hier bei der Bohrung Hann. Westf. Erdölw. No. 147 Durch den starken Wind Oeltropfen von Ventilbüchse und Förderseil in die Wietze geschleudert wurden, so daß weiter abwärts ein schwacher Oelstreifen sichtbar war. Bei dem heutigen Schneefall mag durch Schneeschmelzen anhaftendes Öl von den Hölzern frei geworden sein und zur Verunreinigung beigetragen haben.

Der Vierbock der Bohrung 147 war auf einer Seite verschalt. Da aber der Wind schräg gegen die Bretterwand stand, wurden die frei gewordenen Oele mit um so größerer Gewalt weggeschleudert. Weiterhin fehlen immer noch die Verschalungen an den Fördertürmen der Bohrungen Maatsch. 185, 176 und Hann. Westf. E.w. 139.

[NLA HA Hann. 190 Celle Acc. 2003/204 Nr. 361]