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Sicherheitsverhältnisse im Ölgebiet (1905)

Der "Hannoversche Courier" berichtet in seiner Ausgabe vom 7. Februar 1905 über eine denkwürdige Begebenheit vom 22. Januar:

Aus dem Oelgebiete bei Celle. Ein ziemlich grelles Licht auf die Sicherheitsverhältnisse im Wietze-Steinförder Oelgebiet wirft eine Petition, welche aus allen Kreisen der dortigen Bevölkerung an das Königliche Landratsamt in Celle gerichtet wurde. Die Petition führt u. a. aus: Einbrüche, Tätlichkeiten, Sittlichkeitsverbrechen, Messerstechereien, Schießereien etc. sind bereits seit längerer Zeit in Wietze-Steinförde und Umgegend an der Tagesordnung. Die früher bei Anlaß von Festlichkeiten immer erfolgte Entsendung eines zweiten Gendarmen hat man in neuerer Zeit nicht mehr für nötig erachtet. Ferner ist durch das Verbot des Waffentragens keineswegs eine Entwaffnung der zweifelhaften Elemente erreicht worden, sondern man hat vielmehr lediglich die, welche sich vor einer Gesetzesübertretung ängstlich hüten, gezwungen, ihre Schußwaffen abzulegen. Geduldig haben wir, so fährt die Petition fort, bis heute gewartet, daß die Behörde die Unhaltbarkeit der hiesigen Verhältnisse endlich einsehen und Abhilfe schaffen würde. Die aller Ordnung Hohn sprechenden neuen Vorgänge zwingen uns jedoch, nunmehr selbst die Initiative zur Schaffung geordneter Verhältnisse zu ergreifen. Wir Petenten bitten um 1) dauernde Stationierung eines zweiten Gendarmen in Wietze-Steinförde; 2) Anstellung von je einem Nachtwächter in Wietze und Steinförde; 3) Schaffung einer ausreichenden Straßenbeleuchtung für Wietze und Steinförde; 4) Ermächtigung der Werke, Hofbesitzer und Unternehmer, ihre Beamten und Angestellten ab sofort mit Waffen zu versehen...

Und der kirchliche "Heimat-Bote" aus Winsen/Aller schreibt dazu am 12. Februar 1905:

Bei Gelegenheit unsers diesjährigen Wintervergnügens kam es seitens der hier arbeitenden Elsässer wieder zu ganz unerhörten Ausschreitungen, bei denen der Revolver eine große Rolle spielte, so daß zahlreiche Verletzungen, teils recht ernster Natur, die Folge waren. Die Gastwirtschaft glich am andern Tage einer demolierten Festung, woran Tischler und Glaser den ganzen Tag zu tun hatten, um sie einigermaßen wieder instand zu setzen. Die Friedensstörer sind ihres komplottmäßigen Vorgehens halber wegen Landfriedensbruches angezeigt und werden in der nächsten Schwurgerichtsperiode ihrer wohlverdienten Bestrafung entgegensehen. Es dürfte ratsam sein, demnächst eine Bürgerwehr in Steinförde zu bilden, um solchen Tumulten wirksam begegnen zu können, jedenfalls wäre es empfehlenswert, öffentliche Tänzereien überhaupt einzustellen.

Eine grundlegende Verbesserung der Zustände konnte aber offenkundig in der Folge nicht erreicht werden, denn am 9. Dezember 1905 liest man im "Heimat-Boten":

Steinförde. Wie sonst schon oft bei anderen Gelegenheiten, kam es auch nach der letzten Kontroll­versammlung zu argen Schlägereien, bei denen ein ganz unbeteiligter junger Mann aus Steinförde einen Stich in den Kopf erhielt. Der Heimatbote hat bisher Nachrichten über solche Ausschreitungen nicht gebracht und möchte es in der Regel auch in Zukunft nicht tun, weil er es überhaupt für überflüssig, häßlich und schädlich hält, daß solcher Art Nachrichten die Spalten der Zeitungen füllen; es ist traurig genug, daß dergleichen geschieht, man braucht es nun nicht auch noch in alle Welt hinauszuposaunen. Wenn er es diesmal erwähnt, so tut er es, um die Mahnung der Schrift seinen lieben Heimatgenossen wieder zu geben: Seid mäßig, mäßig und nüchtern, denn es ist doch fast stets der Bier- oder Schnapsteufel, der die Menschen zu solch schändlichem Treiben verführt. Darum seid selber mäßig und meidet das Zusammen­sein mit solchen, die nicht nüchtern bleiben können.


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