Das Millionenloch
Die Wietzer Bohrung 230, unweit der Brücke nach Hornbostel gelegen, erbrachte in 40 Jahren 58.000 t Erdöl. Sie war bis 1933 die beste Erdölsonde in Deutschland und machte ihren Besitzer, den Landwirt Meinheit, zum Millionär. Denn für jedes Fass, das sie förderte, und es waren insgesamt immerhin an die 425.000 Fässer, erhielt er drei Mark. Die Gelder, die er außerdem bekam, es handelte sich um ein Handgeld bei Vertragsabschluss, Mutungsgeld, Ansatzprämie, Bohrprämie, Fundprämie und Bohrplatzentschädigung, brachten die Abgaben der Firma, die seine Bohrung betrieb, ausschließlich Förderzins auf gut 30 %. (...)
Meinheits Vater war ein sparsamer und geiziger Mann. Er zeigte es aber nicht nach außen. Wenn er anspannte und nach Celle fuhr, zündete er die dickste und längste Zigarre an, die zu haben war. Am Dorfausgang löschte er sie jedoch sofort, um sie bei seiner Rückkehr aus Celle erneut anzustecken. Durch bedächtiges Rauchen gelang es ihm, mit einer Zigarre viele Fahrten nach Celle zu unternehmen und seinen Mitbürgern den stets großzügigen Öllochbesitzer vorzutäuschen.
Meinheits Mutter kaufte gern in Celle ein. Eines Tages konnte sie beim Kaufen kein Ende finden. Sie wollte einen teuren Mantel haben, und das schöne Sommerkleid gefiel ihr auch, und dann sah sie noch einen ganz modernen Kapotthut. Zum Schluss fehlten ihr 50 Mark. Die Verkäuferin wollte diesen Betrag nicht stunden, früher war das ja auch eine gewaltige Summe. Meinheits Mutter war ganz erbost über die zugeknöpfte Verkäuferin. Sie sagte: "Mein liebes Fräulein, kennen Sie mich denn nicht? Wissen Sie denn nicht, dass ich Frau Meinheit aus Wietze bin und dass ich das größte Loch in Wietze habe?" Sie hat dann natürlich den erwünschten Kredit bekommen und damit der Nachwelt eine lustige Geschichte hinterlassen.
[Hinweis: Die Bohrung 230 befand sich auf dem Feld "Baku" am linken Ufer der Wietze kurz vor der Brücke an der Hornbosteler Straße.]